Das Projekt Traktor

Zeitungsbericht in der BAZ vom 3. November 2015:
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Basel. 1995 war es, als die drei ehemaligen Nationalliga-B- und Erstliga- Volleyballer Stefan Eugster, Gaudenz Henzi und Heiko Breer zusammensassen und einen Namen für ihren neuen Verein suchten. Aus dem ursprünglich angedachten Trabi wurde Traktor, weil «Trabi» dem Verband Swiss Volley nicht genehm war und zudem Traktor der ländlichen Herkunft des Gründertrios auch besser gerecht wurde.

«Natürlich denkt man heute an ehemalige Vereine aus dem Osten wie Traktor Tscheljabinsk oder Lokomotive Leipzig, wenn man unseren Clubnamen hört. Er tönt ja schon etwas nostalgisch», sagt Spielleiter Breer zum speziellen Namen des Stadtbasler Volleyballvereins.

Heute sind die Traktoren drauf und dran, die Basler Volleyballszene aufzumischen. Nachdem man jahrelang «nur» eine Männer-2.-Ligamannschaft stellte, ist dieses Team im Frühjahr in die 1. Liga aufgestiegen und will da nun auch nicht all zu lange verweilen. «Unser Ziel ist, bereits in dieser Spielzeit um die Promotion in die Nationalliga B mitzuspielen. Ob diese Hoffnung realistisch ist, wissen wir allerdings noch nicht», sagt Breer. Nach drei Meisterschaftsrunden sieht es jedoch ganz so aus, als könnten die Traktoren auch in der dritthöchsten Liga ganz vorne mitspielen.

Saisonauftakt nach Mass

Nach dem 3:1-Heimsieg im Spitzenspiel gegen den NLB-Absteiger Kanti Baden führen sie die Tabelle in der Zentralschweizer Gruppe mit dem Punktemaximum an. Für einen Aufsteiger gewiss ein Saisonauftakt nach Mass. Nachdem er den Aargauern noch vor Kurzem im Cup mit 1:3 unterlegen war, revanchierte er sich in der Margrethenhalle dank einem starken Auftritt mit dem gleichen Resultat. Das Team von Trainer Miro Eigenmann lag fast während der ganzen Partie mit zwei bis sieben Punkten voran und hätte so gesehen sogar 3:0 gewinnen können. Eine kurze Basler Schwächephase zum Schluss des ersten Satzes nutzte der Gast zur 1:0-Satzführung, die den bald wieder rollenden Traktor indes nicht aus dem Takt brachte.

Die beiden auffallendsten Akteure standen beide aufseiten der Heimequipe. Beat Brunner (44) als ältester Spieler auf dem Feld verteilte die Bälle so umsichtig wie variantenreich, während Florian Breer (17) als Jüngster sowohl beim Service wie im Angriff brillierte. Der Altersmix bei den Traktoren ist denn auch ein spezieller. Die zehn jungen Kadermitglieder mit den beiden Beachvolleyball-U17-Weltmeistern Florian Breer und Yves Haussener werden ergänzt mit den vier «Oldies» Brunner, Michael Bossart (40), Bernd Bucher (41) und Samuel Straumann (42).

Mittel- und längerfristig soll das stärkste Stadtbasler Volleyballteam

aber mit weiteren starken Nachwuchsspielern bestückt werden. Diese kommen primär aus der Talentschmiede des SC Gym Leonhard, dessen Wettkampfangebot keine Aktivmannschaften miteinschliesst.

Gut besetztes Kader

«Das Projekt Traktor richtet sich vor allem an Talente, die in der Stadt wohnen und zum Training und den Matches keine langen Wege wollen. Bislang spielte unser stärkster Nachwuchs ja in Therwil, Gelterkinden oder sonstwo», erklärt Gym-Leonhard-Leiter Daniel Haussener. Weil das Erstligakader mit 14 Akteuren personell bereits gut besetzt ist und dahinter auch eine Zweit- und Drittliga-Equipe vorhanden sind, würde ein schneller Aufstieg des Fanionteams das «Projekt Traktor» noch beflügeln. «Die erste Mannschaft in der Nationalliga B und das zweite Team in der 1. Liga, das wäre mittelfristig ideal. Aber so schnell wird es vielleicht auch nicht gehen», blickt Traktor-Spielleiter Heiko Breer schon mal in die Zukunft. In eine Zukunft, in der ein Stadtbasler Verein vielleicht gar wieder an vergangene Volleyballzeiten anknüpfen kann.